480
Vierter Zeitraum.
Da verließ Napoleon Moskau den 19. October, sein Nachtrab
-mußte noch den Kreml in die Lust sprengen. Sein Weg ging nach
Polen zurück, und leider hatte er vor einigen Monaten diese Straße
in eine Wüste verwandelt, Menschen und Pferde fanden keine Nah-
rung. Den 8. November sing Schneegestöber an, die Kälte stieg bald
bis 20", und zu Tausenden erfroren die Franzosen, und wurden unter
Schnee begraben; die vielen Leichen unter- dein Schnee gaben der
Landstraße ein wellenförmiges Ansehen.
Zu Smolensk konnten nicht alle Kranken untergebracht werden,
man machte ihnen'also Feuer auf den Straßen an, aber am andern
Morgen waren die meisten todt. Bon Smolensk an ließ man die
meisten Kanonen stellen, Gewehre und Patrontaschen warf man weg,
um besser laufen zu können, denn es hieß, die Russen rückten an die
Berescina (spr. Beresinah), den Franzosen den Rückweg abzuschnei-
den. Und richtig, die russischen Truppen standen schon jenseit des
Flusses, aber Napoleon schlug zwei Brücken an einer Stelle, wo sie
den Uebcrgang nicht wehren konnten. Den 26. November begann der
Uebergang, und man schlug sich, wer zuerst hinüber sollte. Am an-
dern Tage brach die eine Brücke, und ein neues Heer Russen war
nahe hinter ihnen. Nun hörte alle Ordnung auf, alles drängte sich
über die eine Brücke, Wagen, Soldaten, Weiber, Kinder, der eine
stieß den andern in den Fluß, viele wurden zertreten, viele von den
Kanonen gerädert. Endlich kamen die Russen so nahe, daß sie leicht
auch über die Brücke dringen konnten. Da ließ Napoleon die Brücke
in Brand stecken, und 40,000 Franzosen, die noch nicht hinüber wa-
ren, wurden von den Russen gefangen, gleich nackt ausgezogen, und
starben nach einigen Stunden. Mit fast 500,000 Mann war Napo-
leon nach Moskau gezogen, nur 30,000 brachte er über die Berescina
zurück.
Noch ehe man Wilna erreichte , eilte Napoleon voraus, kroch zu
Marschau in einen Kasten, der auf einer Schleppe von Fichtenbalken
ruhete, und fuhr in diesem sogenannten Schlitten weiter; den 18. De-
cember war er wieder in Paris.
Nun lösete sich alle Ordnung bei dem Zuge auf, keiner küm-
merte sich mehr um die anderen; über die Kranken sielen die Gesun-
den her, und entkleideten sie, und zogen^ihre Lumpen über ^die ihrigen
an. Des Nachts zündete man ganze Häuser an, sich zu wärmen, und
die sich zu nahe setzten, verbrannten. Einige, durch Kälte wahnsinnig
geworden, brüteten die Leichen ihrer Kameraden sich zur Speise, andere
liefen lachend ins Feuer. Viele saßen auf einer Leiche, und stierten
vor sich hin, bis sie selbst Leichen wurden. Zu Wilna verstopften die
Sterbenden die Stadtthore; die sich noch einquartieren konnten, über-
nahmen sich in Branntwein, und schon in derselben Nacht erscholl das
Schreckenswort: Kosaken! und was laufen konnte, lief zum entgegen-
gesetzten Thore hinaus, die Betrunkenen sielen den Kosaken in die
Hände. — Auf der ferneren Flucht bis an den Niemen ging noch die
Kriegeskasse mit 5 Will. Franken verloren.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
216 Xvi. Zeitraum. Von der Auflösung des deutschen rc.
4. Blücher,
genannt Marschall Vorwärts.
Blücher war von großer, schlanker Gestalt, von wohlgebildeten
starken Gliedern. Seine ganze Gesichts- überhaupt Kopfbildung ließ
einen bedeutenden Character erkennen. Sein ganzes Ansehen trug das
Gepräge eines Kriegshelden, eines gebietenden, wie eines vollstreckenden.
Muth und Kühnheit leuchteten aus seinem ganzen Wesen hervor. Seine
Unerschrockenheit in gefährlichen Lagen, seine Ausdauer im Unglück und
sein bei allen Schwierigkeiten wachsender Muth gründete sich auf das
Bewußtsein seiner körperlichen Kraft, die er in früheren Feldzügen im
Handgemenge oft geübt hatte. So war es bei ihm nach und nach zur
Ueberzeugung geworden, daß es keine militärische Verlegenheit gebe, aus
welcher man sich nicht am Ende durch einen Kampf, Mann gegen Mann,
herausziehen könne. Wenn die Truppen ihre Befehle hatten, so konnte
er die Ausführung kaum erwarten und alle Bewegungen schienen ihm zu
langsam.
Von seinem Gleichmuth in Gefechten, von seiner Todesverachtung
werden viele Züge erzählt. Im größten Kugelregen bei Ligny rauchte
er gelassen seine Pfeife, die er an der brennenden Lunte des nächsten
Kanoniers angezündet hatte. Seine Umgebungen hatten immer alle Mühe,
ihn von der persönlichen Theilnahme an einzelnen Angriffen zurückzu-
halten; besonders wenn ein Gefecht ungünstig ausfiel, dann wollte er zu-
letzt immer persönlich mit der Reiterei Alles wieder umlenken, und indem
er sagte: „Ich werde sie gleich mal anders fassen!" oder: „Na, ich will
schon machen, laßt mich nur erst unter sie kommen!" sah er sich eifrigst
nach der Reiterei um, rief die Anführer, denen er das Meiste zutraute,
herbei, und war oft kaum zu verhindern, einen seinen eigenen Truppen
verderblichen Anschlag auszuführen.
Aus dem Schlafe aufgerüttelt, um die Meldung zu vernehmen, daß
Napoleon eine neue, so unerwartete als kühne Bewegung ausführe, ant-
wortete Blücher gähnend: „Da kann er die schönste Schmiere kriegen!"
gab einige für den Fall nöthige Befehle und drehte sich gelassen auf die
andere Seite zum Weiterschlafen. Durch solche Art zu sein und die
Dinge zu nehmen hatte Blücher eine unwiderstehliche Wirkung auf das
Volk; der gemeine Mann war ihm überall, wo er sich zeigte, sogleich
zugethan; selbst in Frankreich hatte das Volk eine Art Vorliebe für ihn.
Ihm war insbesondere die Gabe eigen, mit den Soldaten umzugehen,
sie zu ermuntern, sie anzufeuern; mit dem Schlage weniger Worte, wie sie
der Augenblick ihm eingab, durchzuckte er die rohesten Gemüther. Einst
wollte er kurz vor einem Sturme feine Truppen anreden, da fiel ihm
ihr schmutziges Aussehen auf, und sogleich an diesen Eindruck seine Worte
anknüpfend, rief er in seiner Kraftsprache: „Kerls, ihr seht ja aus wie
die Schweine! Aber ihr habt die Franzosen geschlagen. Damit ist's
aber nicht genug. Ihr müßt sie heute wieder schlagen; denn sonst sind
wir Alle verloren!" Eine Anrede, welche von der größten Redekunst
nicht glücklicher ausgedacht und angeordnet werden konnte. Eben so glück-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Marschall_Vorwärts Napoleon
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
222 Xvi. Zeitraum. Von der Auflösung des deutschen rc.
tober dieses Jahres wurde von Oesterreich, Preußen, Rußland, Groß-
britannien und Schweden eine gemeinsame Verwaltungsbehörde, die so-
genannte Central-Eommission eingesetzt, welche besonders für gleichmäßige
Ordnung der Angelegenheiten der eroberten Länder und für Bildung
einer bedeutenden bewaffneten Macht Sorge tragen sollte. Stein, welcher
in keines Staates Diensten stand, leitete die Thätigkeit derselben in einer
für ganz Deutschland segensreichen Weise. Er begleitete mit den andern
Mitgliedern der Commission das Heer der Verbündeten nach Paris, und
wohnte im September 1814 den Versammlungen des Wiener Eongresses
einige Tage bei. Mit Betrübniß mußte er hier sehen, wie in den gemein-
samen deutschen Angelegenheiten Sonderinteressen hervortraten. Ohne
spezifisch preußische Färbung, vielmehr mit seinem patriotischen Geiste ganz
Deutschland umfassend, hielt er doch im allgemeinen deutschen Interesse
die würdige Herstellung des preußischen Staates für eine nothwendige
Forderung und mußte nun sehen, daß Preußens wohlerworbenen An-
sprüchen durchaus keine Rechnung getragen wurde. Er zog sich auf sein
Gut Kappenberg in Westphalen zurück und lebte seitdem als Privat-
mann dem Briefwechsel mit gesinnungstüchtigen Freunden und dem Studium
der vaterländischen Geschichte ergeben.
In seinem hohen Alter trat Stein noch einmal in das öffentliche
Leben zurück; doch konnte seine Wirksamkeit den völlig veränderten Ver-
hältnissen zufolge nur eiu schwacher Schatten seiner früheren staats-
männischen Thätigkeit sein. Nach der Einführung der Provinzialstände
in Preußen im Jahre 1823 wurde er Abgeordneter des westphälischen
Landtages und leitete die drei ersten Landtage als Marschall. Auf dem
dritten 1830 — 31 bewirkte er, daß die Bitte nin endliche Verwirklichung
der dem Volke versprochenen Verfassung in einer möglichst gemäßigten
Fassung dem Könige vorgetragen wurde. Ebenso leitete er auch die
evangelische Provinzial-Synode Westphalens. Ani 29. Juni 1831 starb
er nach kurzem Krankenlager am Schlagflusse.
Stein war stets bestrebt, Preußen zu heben, weil es ihm die poli-
tische Nothwendigkeit gebot, wenn Deutschland nicht geschwächt werden
sollte und sein Verdienst ist es, daß in das durch frühere Diplomatie
entgötterte Staatsleben eine sittliche Macht dadurch eingeführt ist, daß
der Staat auf der lebendigen Kraft des Volkes auserbaut wurde.
Dem Verdienste seine Krone!
6. Einzug des Aork'schen Corps am 17. März 1813 in
B erlin.
Der Einzug des Jork'schen Corps in Berlin gehört zu den beweg-
testen Volksfesten, welche die Hauptstadt des Königsreichs jemals sah.
Ganz Berlin strömt am 16. zum Grafen Wittgenstein, um die
Stunde zu erfahren, in der Jork mit seinem Corps in den Mauern
Berlins einrücken werde, weil Jedermann das Corps sehen will, das zur
Rettung des Vaterlandes so viel beigetragen. Vom frühen Morgen an
war am 17. März große Bewegung in den Straßen, durch welche der
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Schweden Deutschland Paris Wiener_Eongresses Deutschland Kappenberg Westphalens Deutschland Berlin Berlin Wittgenstein Berlins
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Xvi. Zeitraum. Von der Auflösung des deutschen rc.
205
zog sich hinter die Katzbach zurück, wahrend Schwarzenberg aus Böhmen
gegen Dresden vordrang. Hier erfocht Napoleon seinen letzten Sieg auf
deutschem Boden, aber sein General Oudinot wurde gleichzeitig bei Groß-
beeren (23. Aug.) und Macdonald von Blücher an der Katzbach (26. Aug.)
geschlagen und Vandamme bei Kulm unweit Teplitz (30. Aug.) von
. Ostermann und Kleist mit 10,000 Mann gefangen genommen. Auch
der französische General Ney wurde von Bülow's und Tauenzien's Trup-
pen bei Dennewitz (6. Sept.) geschlagen. Als die drei Hauptarmeen der
Verbündeten sich zu vereinigen suchten, verließ Napoleon Dresden und
zog sein ganzes Heer bei Leipzig zusammen, wo am 16., 18. und 19. Oct.
die große Völkerschlacht geschlagen wurde. Mehr als 300,000 Verbün-
dete standen in weitem Halbkreise 200,000 Franzosen gegenüber. Am
16. October donnerten seit Morgens 8 Uhr 1000 Kanonen gegen ein-
ander, daß die Erde erbebte und die Fenster in Leipzig sprangen. Der
Kampf schwankte unentschieden, Dörfer wurden gewonnen und verloren
und um 3 Uhr Nachmittags hatten die Franzosen solche Fortschritte ge-
macht, daß Napoleon schon Boten mit der Siegesnachricht nach Leipzig
schickte und die Glocken läuten ließ. Am 17. Oct., einem Sonntage,
war meist Waffenruhe. Am 18. erneuerte sich der schreckliche Kampf.
Während der Schlacht gingen die Sachsen und andere Rheinbundtruppen
mit fliegenden Fahnen unter klingendem Spiele zu den Verbündeten über.
Napoleon mit all seiner Kunst und Kühnheit erlag der Uebermacht. Der
Abend des ewig denkwürdigen Tages begrüßte die Verbündeten als Sieger.
Die drei Bundesmonarchen hielten auf einer Anhöhe unweit Probstheida;
da sprengt Schwarzenberg Nachmittags 5 Uhr heran und bringt die
Siegesbotschaft*). Gerührt sinken die drei Monarchen auf die Kniee und
heben dankend die Hände gen Himmel empor. Der Hügel heißt seitdem
der Drei-Monarchenhügel. Während dessen war Napoleon nach Leipzig
geeilt und ordnete noch in der Nacht den Rückzug seines geschlagenen
Heeres. Die Flammen von zehn brennenden Dörfern beleuchteten schauer-
lich das Schlachtfeld, auf welchem der Tod eine Ernte von 80,000 Fran-
zosen und 50,000 Verbündeten gehalten hatte. Am 19. Oct. früh wurde
Leipzig von drei Seiten gestürmt; um 10 Uhr erst verließ der Kaiser
selbst die Stadt. Von der französischen Nachhut, die Leipzig bis auf den
letzten Augenblick vertheidigen sollte, kamen Viele um oder wurden zu
Gefangenen geryacht, da die unterminirte steinerne Brücke über die Elster,
um die Verfolger aufzuhalten, in die Luft gesprengt wurde.
*)Die Leipziger Schlacht.
„Wo kommst Du her in dem rotten Kleid,
Und färbst das Gras auf dem grünen Plan?"
Ich komme her aus dem Männerstreit.
Ich komme roth von der Ehrenbahn.
Wir haben die blut'ge Schlacht geschlagen.
Drob müssen die Weiber und Bräute klagen:
Da ward ich so roth.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Schwarzenberg Napoleon Macdonald_von_Blücher Ostermann Ney Napoleon Napoleon Napoleon Schwarzenberg Napoleon roth
Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Gehobene Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Xvi Zeitraum. Bou der Auslösung des deutscken rc.
223
gefeierte Held des Tages mit den Seinen ziehen sollte, 2)orf, der zurück-
haltende Aristokrat und doch der Mann des Volkes, der, das Schwerdt
auf eigene Faust erhebend, den Ausschlag gab zum unwiederruflichen Be-
ginn des Befreiungskrieges.
Der in Berlin anwesende Bruder des Königs, General Prinz
Heinrich, von dem Grafen Wittgenstein, dem Fürsten Repnin, vielen
russischen und preußischen Offizieren und dem Generalstabe der berliner
Nationalgarde begleitet, ritt dem Corps, welches um 9 Uhr von Weißensee
abmarscbirt war, bis zur Hälfte des Weges entgegen und empfing Jork
mit herzlichem Händedruck. Hierauf setzte sich unter klingendem Spiel und
unter dem Hurrahruf der entgegenströmenden Volksmenge der Zug nach
dem Königsthor in Bewegung. Neben dem Prinzen Heinrich ritten 9)orí,
Wittgenstein und Repnin, hinter ihnen ein glänzendes Gefolge der Ad-
jutanten. Einige Hundert freiwillige Jäger, bereits unisormirt und ge-
rüstet, hatten sich als Vorposten vor dem Köuigsthore zu beiden Seiten
der Straßen aufgestellt, um die Ersten zu sein bei dem Empfange Aork's
und seiner tapfern Schaaren. Sobald die erste Schwadron des Corps
in die Stadt eingerückt war, beurlaubte sich Aork bei dem Prinzen, um
sich an die Spitze seiner Truppen zu stellen, weiche in kriegsgerechter Ord-
nung marschirteu, nicht als geschniegelte und gebiegelte Paradehelden,
vielmehr in solchem Aufzuge und in solcher Haltung, daß Jedermann es
ihnen ansah: „die haben Pulver gerochen!" Der Marsch ging durch die
Neue Königsstraße, über den Alepanderplatz, durch die Alte Königsstraße
und über die Kurfürstenbrücke zu dem Schloß.
Ein nie endendes Hurrahrufen begleitete den Führer und seine
Schaaren, aus allen Fenstern wehten die Frauen und Jungfrauen mit
Tüchern den Kriegern ein festliches „Willkommen!" zu, die königlichen
Prinzessinnen vom Balkon des Schlosses herab. „Ein Bild stolzer Strenge
und Kälte", sagt ein Augenzeuge, „zog Jork dahin; er ritt vor seinen
Truppen her, ohne den Blick auf die jubelnde Menge rechts und links
zu wenden." Nur gegen die vom Balkon herabgrüßenden Prinzessinnen
senkte der Feldherr seinen Degen, hielt unter ihren Fenstern, wo auch
Prinz Heinrich hielt, und ließ die Truppen vorbeimarschiren. Am Abend
erschien Jork, vom Publikum mit lautem Inbelruf empfangen, im Opern-
hause, wo Wallenstein's Lager gegeben wurde. In das Reiterlied:
„Wohlauf Kameraden! auf's Pferd! auf's Pferd!" stimmte das Parterre-
Publikum begeistert mit ein; die beziehungsreichsten Strophen wurden
wiederholt; und als am Schlüsse zur festlichen Ueberraschung ein Trans-
parent mit der Inschrift: „Heil dem Erretter des Vaterlandes!" sichtbar
wurde, erhob sich das gesammte Publikum und rief, gegen Aork gewendet,
ihm unter Paukenschlag und Trompetengeschmetter ein dreifaches Lebe-
hoch zu.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Schwerdt Heinrich Heinrich Wittgenstein Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Weißensee Wittgenstein Alepanderplatz
Befreiungskrieg.
483
lichen Triumphwagen, und den 24. Mai hielt der Pabst seinen Ein-
zug in Rom, und der Kirchenstaat wurde hergestellt. Den 7. August
1814 erneuerte Pabst Pius Vm. auch den Jesuitenorden.
Dem entthronten Kaiser Napoleon wollte es aber auf dem kleinen
Elba gar nicht gefallen. Er hörte, daß viele Franzosen den Untergang
der glanzenden Kaiserherrschaft bedauerten, und landete den 1. März
1815 in der Provence unweit Anti des mit 1100 Treuen. Schon
in den ersten Dörfern riefen alle Bauern: Vive Ulmi-ei-eur! Bor
Grenoble hatte er schon 4000 Soldaten, und die Besatzung ließ ihn
ohne Gegenwehr einrücken. ^Nun zählte er 10,000 Mann, und als
auch Lyon sich für ihn erklärte, und der Marschall Ney mit einem
Heere zu ihm übergegangen war, floh Ludwig Xviii. aus Paris nach
Brüssel. Den 20. März Abends 9 Uhr rückte Napoleon wieder in
Paris ein, und die Pariser begrüßten ihn mit Enthusiasmus, z. B. als
den Beilchencorporal, als den Veilchenvater, weil er mit den
Märzveilchen gekommen war.
Als Napoleon sein Kaiserthum wieder ergriff, waren die Monar-
chen zu Wien noch versammelt, und erklärten Napoleon für geächtet,
weil er gar keine Verträge für heilig achte, und schnell sandten sie ihre
verbündeten Heere wieder gegen ihn. Wellington trat in den Nie-
derlanden gegen ihn auf, mit Engländern, Schotten, Holländern, Han-
noveranern und Braunschweigern, ihm südlich stand an der Maas
Blücher mit 100,000 Preußen, den Mittelrhein besetzten die Russen,
den Oberrhein die Oestreicher unter Schwarzenberg.
Napoleon rückte mit 150,000 Mann in Brabant ein, und griff
den 16. Juni die Preußen, welche damals erst 80,000 Mann stark
waren, beim Dorfe Ligny an; die Schlacht ging für die Preußen
verloren, Blücher mußte sich zurückziehen. An dem nämlichen Tage
rang Wellington mit Ney bei Quatre Bras, der Sieg blieb unent-
schieden, aber Wellington zog nach Waterloo, einem großen Dorfe,
4 Stunden von Brussel, und ließ bei Blücher um Hülfstruppen an-
suchen.
Wellington hatte bei Waterloo seine Stellung auf einer Höhe;
den 18. Juni Mittags 12 Uhr griff hier Napoleon ihn mit seinen
Garden an, und schmetterte 7 Stunden lang ganze Reiben vor sich
nieder. Wellington^wich nicht, aber er seufzte: "Wäre es doch Abends
oder die Preußen kämen!» Da krachten Kanonen im Rücken der Fran-
zosen. «Das ist der alte Blücher!» sagte Wellington froh. Aber es
war erst sein Vortrab unter Bülow. Der Regen am Morgen hatte
die Wege fast ungangbar gemacht. Es schlug 8 Uhr Abends, noch
stand die Schlacht: da langte Blücher an, von hinten, von vorn und
von der Seite kamen die Franzosen in's Feuer, die alten Garden ^wur-
den niedergeschmettert. In einer Viertelstunde war das französische
Heer in die wildeste Unordnung gebracht: was nur. konnte, lief — al-
les Geschütz und Gepäck ließen sie stehen, über 40,000 Mann verlo-
ren sie, aber auch der Rest der Armee war völlig aufgelöset. Um
9 Uhr trafen Blücher und Wellington auf der Landstraße bei der
Schenke belle Alliance zusammen, woher die Schlacht ihre Benen-
nung erhielt. Die Preußen setzten den Fliehenden in der mondhellen
31 *
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung]]
Extrahierte Personennamen: August Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Napoleon Napoleon Schwarzenberg Napoleon Napoleon Wellington
Extrahierte Ortsnamen: Rom Elba Paris Brüssel Paris Wellington Nie- Maas
Blücher Brabant Wellington Wellington Wellington Fran- Wellington
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Katholische Schule
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
137
Nun ging es unaufhaltsam nach Nheims. Auf den»
Wege dahin eroberte „die Jungfrau von Orleans" meh-
rere von den Feinden beseite Orte, und schlug sie den
18. Zuny im Treffen beypatay, wo General Valbot ge-
fangen ward. So wurde möglich, was vor dr»ey Mona-
ten noch unglaublich schien. Carl zog siegreich i n Rheims
ein. Bey der Salbung und Krönung, am 17. Zuly 1420,
stand Johanna dem Könige zur Seite. Zn voller Rü-
stung und die Standarte in der Hand, vertrat sie die
Stelle eines Connetable, und hielt das Schwert überden
König. Hierauf wollte sie, nachdem ihr Auftrag voll-
brachtwar, in ihreheimath zurückkehren; abei man bewog
sie, zu bleiben. Ganz Frankreich erkannte Carl n als König;
der Herzog von Bedford konnte sich nur durch Waffenmacht
und Klugheit behaupten. Er schlug im S eptember den
Angriff auf Paris ab. Hier ward Johanna verwundet,
und Carl zog sich nach Bourges zurück. Er erhob jetzt
die Jungfrau mit ihrer Familie, nebst alle n Abkömmlin-
gen beyderley Geschlechts, in den Adelsstan, >; ihr Wappen
enthielt aufazurgrunde zwey goldene Lilien und ein mit der
Spitze in die Höhe gerichtetes Schwert, t as eine Krone
tragt. — Unterdessen sammelte Bedford neu r Kräfte; Bur-
gund und Bretagne erkannten den in Pc ris gekrönnten
jungen König Heinrich Vi. an. Die Eng länder drangen
daher aufs neue vor, und belagerten Com piegue.
Zohanna (welche bereits um die Osierwoche 1430
durch ihre Stimmen erfahren hatte, daß sie noch vorzo-
hannis in die Hände der Feinde fallen wü rde,) warf sich
in die Stadt; aber bey einem Ausfälle, am 25. May
1430, ward sie von den Burgundern gefangen. Anfang-
saß sie zu Crotoy, dann zu Beaurevoir. Alö sie hörte,
daß sie den Engländern ausgeliefert werdenssollte — Hein-
rich Hütte für sie den Preis, wie für einen Völlig, bezahlt,
nämlich 10,000 Livres, nach jetzigem Ge ldwerthe soviel
als 70,000 —, wollte sie durch einen Ss rung sich aus
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Carl Johanna Carl Bedford Johanna Carl Bedford Heinrich_Vi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Nheims Rheims Frankreich Paris Adelsstan
51
war noch 5 Meilen entfernt, aber dnrch reitende Boten dringend aufgefordert worden, mit seinen Trnppen heranznkommen. Der Kampf um die vor Kömggrätz liegenden Dörfer, Anhöhen und Gebüsche zog sich mehrere Stnnden hin. Die Östreicher hatten die Übermacht, und die Lage der Preußen wurde bedenklich. Die Geschütze hatten zum teil keine Munition mehr; die Soldaten waren zum Tode erschöpft. Alle Blicke richteten sich sehnsuchtsvoll nach Osten; von dort mußte der Kronprinz kommen. Endlich, gegen 2 Uhr nachmittags, stiegen in jener Gegend kleine Ranch-wölkchen ans; der Kronprinz war angekommen und die preußische Garde stürmte sofort das Dorf Chlum, die Hauptstellung der Östreicher. Schon früh um 4 Uhr war die kronprinzliche Armee aufgebrochen, aber die durch Regen aufgeweichten Wege erschwerten das Fortkommen. — Nach dem Eintreffen des Kronprinzen gingen die Preußen zum allgemeinen Angriff über. Um 4 Uhr stellte sich der König selbst an die Spitze der Reiterei und leitete die Verfolgung der fliehenden Östreicher. — Das geschlagene östreichische Leer wurde bis vor Wien verfolgt.
d. Der Mainfeldzug. Der General Vogel v. Falckenstein hatte die schwierige Aufgabe, nach der Schlacht bei Langensalza mit kaum 50000 Mann die dreimal stärkeren Baiern, Würtemberger und Badenser von einem Vordringen nach Norddeutschland abzuhalten. Er löste diese Aufgabe nicht nur, sondern drängte die Süddeutschen sogar über den Main zurück. Es gelang ihm durch geschickte Märsche, seine Gegner zu trennen und einzeln in mehreren oft tagelang dauernden Gefechten zurückzuschlagen. Bis Würzburg war die Mainarmee vorgedrungen, als Friede geschlossen wurde. — e> Friede. Im Frieden zu Prag schied Ostreich aus dem deutschen Bunde aus und willigte in die Bildung eines norddeutschen Bundes unter Preußens Führung. Mit den süddeutschen Staaten wurden Schutz- und Trutzbündnisfe geschlossen, nach welchen der König von Preußen im Kriegsfälle den Oberbefehl auch über die süddeutschen Trnppen bekam. Hannover, Schleswig-Holstein, Kurhessen, Nassau, Frankfurt am Maln, Hessen-Homburg, und einige kleine Gebiete von Baiern wurden mit Preußen vereinigt.
18. Der französische Krieg. 1870 —1871.
a. Ursache. In Frankreich regierte seit 1852 Napoleon Ui. als Kaiser der Franzosen. Sein Bestreben war darauf gerichtet, das französische Volk zum ersten in Europa zu machen. Einige glückliche Kriege gegen Rußland und Ostreich ließen die eitlen Franzosen auch glauben, daß ihr Kaiser wirklich der erste Monarch in Europa sei. Die unerwarteten Erfolge Preußens im Jahre 1866 veranlaßten Napoleon nicht nur zur Einmischung in
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Extrahierte Personennamen: Ostreich Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Wien Langensalza Baiern Norddeutschland Main Schleswig-Holstein Kurhessen Nassau Frankfurt Hessen-Homburg Baiern Frankreich Europa Europa
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d) Die Schlacht beiköniggrätz. 3. Juli. Unterdessen hatte sich König Wilhelm auf den Kriegsschauplatz nach Böhmen begeben und den Oberbefehl übernommen. Graf Bismarck, General von Moltke und Kriegsminister von Roon begleiteten ihn. Der österreichische Oberbefehlshaber Benedek hatte sein ganzes Heer bei der Festung Königgrätz zusammengezogen. Mit kühnem Mute beschloß nun König Wilhelm im Kriegsrate, am 3. Juli mit ganzer Kraft den Kampf aufzunehmen. Die erste Armee sollte das Zentrum des Feindes angreifen, Herwarth von Bittenfeld den linken Flügel desselben; der Kronprinz, der zwar noch meilenweit entfernt stand, aber gegen Mittag eintreffen konnte, mußte den rechten Flügel auf sich nehmen. Um neun Uhr morgens begann die 1. Armee bei Sadowa den Angriff. Es galt, die bewaldeten Höhen von Lipa und Chlum zu nehmen; aber die Preußen wurden mit einem vernichtenden Geschützfeuer von mehr als 500 Kanonen überschüttet, und Schritt für Schritt mußte mit Blut erkauft werden. Am heftigsten tobte der Kamps im Walde von Benatek, wo der preußische Held General Fransecky stand, bereit, eher zu sterben, als noch einen Schritt zu weichen. „Hier bleiben wir!" rief er den Deinigen zu, und sie wichen und wankten nicht. Unterdessen hatte auch Herwarth von Bittenfeld gegen die Österreicher, die durch die Sachsen verstärkt waren, einen harten Stand. Mittags waren die Preußen von dem heißen Ringen ganz erschöpft, alles hing ab von dem rechtzeitigen Eintreffen des Kronprinzen. Endlich verbreitete sich die Nachricht: „Der Kronprinz ist da!" Mit strahlenden Augen sprach Moltke zum König: „Jetzt ist Ew. Majestät der Sieg nicht mehr zu nehmen!" Stürmend eroberte die preußische Garde des Kronprinzen bald die Höhen von Lipa und Chlum, der König befahl das Vorrücken auf der ganzen Linie, und unaufhaltsam mußte der Feind vor den Andringenden zurück. 14 Stunden lang saß der greise König im Sattel, und mehrmals geriet er in Lebensgefahr. Groß waren die Verluste der Preußen; aber ein herrlicher Sieg war errungen, der Österreichs Schicksal entscheiden mußte. Ohne besonderen Widerstand drangen jetzt die Preußen fast bis an die schöne Kaiserstadt Wien vor; da kam es zum Waffenstillstand.
6) Die Erfolge der Mainarmee. Unterdessen hatte der preußische General Vogel von F a l ck e n st e i n mit seiner Mainarmee mehrere glänzende Siege über die süddeutschen Truppen erfochten (bei Krssingen und Aschaffenburg); am 16. Juli hielt er seinen Einzug in ine Bundeshauptstadt Frankfurt. Sein Nachfolger im Oberbefehl, General M a n t e u f f e l, brach weiter nach Süden auf und führte me Armee ebenfalls von Sieg zu Sieg. So waren auch die süddeutschen Staaten zum Frieden geneigt.
k) Der Friede. 23. August. Im Friedensschlüsse zu
Froning und Wewer, Vaterl. Geschichte. A 2. g
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Bismarck Moltke Roon Benedek Wilhelm Herwarth_von_Bittenfeld Fransecky Herwarth_von_Bittenfeld August Wewer
Amm, ■ • ‘
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geboren. Die vier Töchter sind die an Prinzen europäischer Fürstenhäuser verheirateten Prinzessinnen Charlotte, Viktoria, Sophie und Margarete.
Im Kreise der Semigen verlebte Friedrich Wilhelm, der inzwischen Kronprinz geworden war, glückliche Tage in seinem Schlösse zu Potsdam. Frühzeitig 'senkten die hohen Eltern' ihren Lieblingen das Bewußtsein ins Herz, daß ihr hoher Stand ihnen auch hohe und ernste Pflichten auferlege. In der Nähe lag sein Eigentum,^as Gut Bornstedt. Zwischen dem fürstlichen Gutsherrn und den Dorfbewohnern von Bornstedt herrschte das schönste Einvernehmen. Oft und gern besuchte der Kronprinz die Dorfschule, erkundigte sich nach dem Betragen und., den Fortschritten der Kinder und hörte dem Unterrichte aufmerksam zu. Überhaupt hntte_ er für die Erziehung der Jugend ein warmes Herz und weilte mit Vorliebe in Schulen.
3. Der Kronprinz als Feldherr. 1864. Im Jahre 1864 übernahm der Kronprinz zwar kein Kommando, machte aber den Feldzug freiwillig mit. Er scheute weder die Mühseligkeiten des Krieges, noch die Gefahren des Kampfes. Mit den Soldaten marschierte er durch Schnee und Eis; er teilte mit ihnen die Un-bequemlichkeiten des Lagers und Biwaks. Wenn er in schlichtem Ossiziersmantel, die kurze Pfeife mit dem weißen Porzellankopfe im Munde, sich nahte, jubelten ihm die Soldaten mit Begeisterung zu. Vor den Düppeler Schanzen stand er kaltblütig wie ein alter ; Krieger in verheerendem Feuer und sehlte auch beim Sturm nicht.
1866. Im Kriege gegen Österreich führte Friedrich Wilhelm den Oberbefehl über die schlesische Armee. Glänzend löste er seine schwierige Ausgabe, durch die Pässe des Riesengebirges nach Böhmen vorzudringen, um sich mit den andern Armeen zu vereinigen. Durch sein rechtzeitiges Eingreisen in die Schlacht bei Königgrätz rettete er die hart bedrängten Preußen. In der : Nacht zum 3. Juli erhielt er die Nachricht, daß an diesem Tage die Entscheidungsschlacht stattfinden solle. Weil er noch über einen Tagemarsch entfernt stand, war die größte Eile geboten. Dazu herrschte Regenwetter, der Lehmboden war erweicht, und Menschen und Pferde versanken im Schlamm. Aber für den geliebten Feldherrn fpannte jeder seine Kraft an, und nach 7ftündigem, beschwerlichen Marsche hatte man endlich das Schlachtfeld erreicht. Im Sturmschritt mußten jetzt die Höhen von Lipa und Chlum genommen werden, und die Österreicher erlagen der heldenmütigen preußischen Tapferkeit. Der König und der Kronprinz trafen am Abend ans dem Schlachtfelde zusammen; der Vater überreichte feinem siegreichen Sohne den höchsten Militär-Verdienstorden. — Als der Kronprinz in diesen Krieg zog, lag sein Söhnchen, der kleine Sigismund, schwer krank danieder; schon nach wenigen Tagen erhielt er die Todesnachricht. Sein Vaterherz blutete, und gern wäre er nach Berlin geeilt; aber pflichtgetreu hielt er auf dem
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